Univ.-Prof. Dr. Franz Eckersberger
Franz Eckersberger wurde am Sonntag, den 18. Juni 1950 in der kleinen Gemeinde Kirchberg-Thening in Oberösterreich geboren. Seine Eltern Franz und Maria betrieben eine Landwirtschaft und Franz junior und seine zwei Jahre ältere Schwester Annelies wuchsen in der bodenständigen Geborgenheit eines Bauernhofes auf. Nach Besuch der Volksschule und Hauptschule wechselte Franz an das bischöfliche Gymnasium Petrinum in Linz, wo er maturierte. Seinen Militärdienst absolvierte er in Wien, wo er auch an der medizinischen Universität Wien immatrikulierte. Noch vor Ende seines Präsenzdienstes erhielt er die Sondererlaubnis, bereits am 1. März 1971 an der medizinischen Fakultät zu inskribieren. Er war ein sehr eifriger Student und schloss das Medizinstudium in der damals kürzest möglichen Zeit ab. Sehr früh reifte in ihm das Interesse an chirurgischer Tätigkeit.
Chirurg und Professor
Während seines Medizinstudiums famulierte der damalige cand med Franz Eckersberger an der zweiten chirurgischen Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus Wien unter der damaligen Leitung des Brünner Herzchirurgen Professor Jan Navratil. Ein Zeugnis vom Februar 1976 bestätigt ihm großen Fleiß und Assistenztätigkeit bei insgesamt 60 herzchirurgischen Eingriffen. Unmittelbar nach der Promotion holte Jan Navratil den jungen Doktor Franz Eckersberger an die zweite chirurgische Universitätsklinik in Wien, wo er seine Ausbildung zum Facharzt zunächst an der Herzchirurgie begann. Parallel dazu wurde er beim damaligen Forschungsschwerpunkt Kunstherz und anderen herzchirurgischen und intensivmedizinischen Themen wissenschaftlich eingebunden. Seine erste wissenschaftliche Publikation gemeinsam mit ausnahmslos sehr bedeutenden Co-Autoren wie Felix Unger, Manfred Deutsch, Udo Losert, Fritz Stellwag, Herwig Thoma, Ernst Wolner, Kurt Polzer und Jan Navratil beschäftigte sich mit einem automatischen Antrieb für das künstliche Herz.
Gemeinsam mit Erwin Domanig berichtete er über die chirurgische Behandlung der urämischen Perikarditis, später über Veränderung der Lungenoberflächenspannung nach Totalherzersatz. Bei letzterer Publikation aus dem Jahre 1979 ist als verantwortlicher Senior Autor Ernst Wolner angeführt, der ab Juli 1981 die Leitung der Klinik übernehmen sollte. Unter dessen Führung erschienen gemeinsam mit dem Ludwig Boltzmann Institut für herzchirurgische Forschung eine Reihe weitere herzchirurgische Arbeiten, wie zum Beispiel Untersuchungen zum regionalen myokardialen Blutfluss bei nonpulsatiler Kreislauf Unterstützung, sowie zur präventiven Verwendung von Insulin zur Myokard Protektion in der Herzchirurgie. Ab 1985 spezialisierte sich Franz Eckersberger zunehmend auf dem Gebiet der allgemeinen Thoraxchirurgie, wodurch sich auch der wissenschaftliche Schwerpunkt auf dieses Gebiet verlagerte.
Gemeinsam mit dem Ludwig-Boltzmann Institut unter Ernst Wolner und Udo Losert, sowie seinem thoraxchirurgischen Mentor Erich Moritz wurde ein Forschungsprojekt zum Trachealersatz durch Transplantation von autologem Rippenknorpel gestartet. Die Ergebnisse dieses Projektes wurden 1986 in New York an der 66. Jahrestagung der American Association for Thoracic Surgery präsentiert, 1987 als eingeladene Arbeit im Journal of Thoracic and Cardiovascular Surgery publiziert und sind der Kern der späteren gleichnamigen Habilitationsschrift von Franz Eckersberger. Dieses Tier-experimentelle Programm an Hunden wurde in den selben Räumlichkeiten auf E800 durchgeführt, wie das berühmte Kunstherz Programm an Kälbern, von denen besonders eines unter dem Namen Esmeralda große mediale Bekanntheit erreichte. Nach der Berufung von Prof Erich Moritz zum Leiter der Thoraxchirurgie in Salzburg im Jahre 1989 übernahm Franz Eckersberger dessen Rolle an der Klinik und Prof Wolner stellte ihm zwei junge Kollegen zum weiteren Aufbau der Thoraxchirurgie zur Seite: Walter Klepetko und Michael Müller. In den Folgejahren wurden gemeinsame Projekte zu sehr unterschiedlichen thoraxchirurgischen Themen bearbeitet, wobei die wahrscheinlich wichtigste Innovation durch Franz Eckersberger aus dieser Zeit der Aufbau der minimal-invasiven thorakoskopischen Chirurgie war. Durch die Verfügbarkeit endoskopischer Klammernahtgeräte konnten ab 1991 die ersten Eingriffe bei peripheren Veränderung der Lunge endoskopisch durchgeführt werden. Dies führte in weiterer Folgezur Etablierung der minimal-invasiven chirurgischen Behandlung des Spontanpneumothorax als Goldstandard.
Der Mensch
Franz Eckersberger war dreimal verheiratet. Seine erste Frau Christine, Zahnärztin in Wien, und Franz heirateten am 13. Jänner 1983. Zusammen hatten sie drei Töchter, Elisabeth geboren 1983, Magdalena geboren 1985 und Franziska geboren 1988. leider hielt die Ehe die Belastung der universitären Laufbahn nicht stand und es kam zur Scheidung. Franz Eckersberger heiratete danach am 2. August 1997 Frau Dr Daniela Kandioler, die an der selben Klinik arbeitete und hier auch habilitierte. Leider war auch diese Beziehung nicht dauerhaft und wurde am 18.12.2003 wieder getrennt. Franz Eckersberger heiratete danach 2005 seine dritte Frau Eva, eine Unfallchirurgen, die weitere zwei Kinder in die Ehe eingebracht: Elisabeth geboren 1979 und Michael geboren 1983. Trotz dieser Patchwork Situation bestand zwischen allen Mitgliedern der Familie ein enger Zusammenhalt und gutes Auskommen. Franz Eckersberger war inmitten dieser Familie, die durch insgesamt sieben gemeinsame Enkelkinder bereichert wurde.
Franz Eckersberger war seit seiner Kindheit ein sehr gläubiger religiöser Mensch und ein regelmäßiger Kirchenbesuch war auch in der Beziehung mit Eva ein wichtiges Anliegen. Nach seiner Übersiedlung nach Gaaden in ein gemeinsam gekauftes Haus pflegte er enge Kontakte mit mehreren Vertretern der Kirche, die ist seine breite Bildung, Weltoffenheit und Lebenserfahrung sehr schätzten. Franz Eckersberger war ein eifriger Leser von Sachbüchern, wobei ihn geschichtliche Werke über die Habsburger Zeit, aktuelle Zeitgeschichte und Politik, sowie Physik und Mathematik besonders fesselten. Die Musik begleitet ihn sein ganzes Leben seit der Kindheit, er konnte Klavier und Orgel spielen und bediente in der Jugend die Kirchenorgel in seiner Heimatgemeinde in Oberösterreich. Sein manuelles Geschick äusserte sich nicht nur in seiner Berufswahl als Chirurg, sondern zeigte sich an seiner großen Lust zum basteln, wobei ihm die Restaurierung eines Klavierflügels keine zu große technische Aufgabe war. Franz Eckersberger war ein ausgezeichneter Skifahrer und hielt sich über viele Jahre auch mit dem Fahrrad fit. Beim Versuch, die hervorstechenden Charaktereigenschaften von Franz Eckersberger zu benennen, fallen einem Begriffe wie unkompliziert, bodenständig, lösungsorientiert, uneitel ein. Sein Lebensweg mit starken Wurzeln aus der Kindheit am Land in Verbindung mit einer akademischen Karriere entwickelten einen Menschen mit Lebensweisheit, der anderen Menschen interessiert, offen und auf Augenhöhe begegnete und dabei oft auf sich selbst vergessen konnte.
Wie auch sein chirurgische Lehrer Erich Moritz war Franz Eckersberger passionierter Zigaretten-Raucher. 2005 wurde in einer Computertomographie ein Malignom im linken Oberlappen festgestellt, das sich bereits im klinischen Stadium T3N2 befand und den linken Plexus axillaris infiltrierte. Glücklicherweise konnte die Erkrankung durch Operation und adjuvante Therapie geheilt werden, so dass in den verbliebenen 18 Jahren seines Lebens kein Rezidiv auftrat. Wegen der zusätzlich bestehenden und progredienten COPD zog sich Franz Eckersberger 2006 aus dem aktiven Berufsleben als Chirurg zurück und engagierte sich vermehrt in seiner neuen Heimatgemeinde in Gaaden. Als Mitglied der Bürgerliste „Wir Gaadner“ wurde er 2004 in den Gemeinderat berufen und fungierte als geschäftsführender Gemeinderat. Von 2015 bis 2020 war er Vize-Bürgermeister von Gaaden. Bis August 2021 nahm er seine politischen Funktionen im Gemeinderat mit großem Engagement war, musste sich aber ab da aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, da seine COPD ab 2019 eine Versorgung mit Heimsauerstoff erforderte. Ein bereits seit Jahren vorbekanntes abdominelles Aortenaneurysma führte im März 2023 zu einer dramatischen Situation durch eine retrograde Dissektion in den horax mit Ruptur, an der er am 28. März 2023 um 04:11 im KH Mödling verstarb.
Neben seinem beruflichen und privaten Lebenswerk und vielen Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes hinterläßt uns Franz Eckersberger seinen Leitsatz:
„Es gibt etwas sehr Wichtiges und Wertvolles, nämlich einen kritischen und kritisierenden Freund. So schätzte ich es, solche Freunde zu haben, die mir von Zeit zu Zeit sagen, dass ich so manche Entscheidung noch einmal überdenken soll.“
Ich hoffe, dass ich ihm ein solcher Freund sein konnte.
Michael Rolf Müller